Die Annahme: Papier ist ein Naturprodukt und verrottet, während Plastik aus Erdöl besteht und die Meere verschmutzt. Also ist Papier klar im Vorteil.
Die Realität: Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Herstellung von Papiertüten ist extrem energie- und wasserintensiv – oft sogar mehr als bei einer Plastiktüte. Zudem werden für frische Papierfasern Bäume gefällt und Chemikalien eingesetzt. Eine Papiertüte muss mindestens drei- bis viermal so oft wiederverwendet werden wie eine Plastiktüte, um ihre schlechtere Ökobilanz in der Herstellung auszugleichen. Ihre Schwäche: Sie reißt schnell, besonders wenn sie nass wird.
Das Fazit: Die nachhaltigste Wahl ist weder die Einweg-Papiertüte noch die Einweg-Plastiktüte, sondern ein robuster Mehrwegbeutel aus Baumwolle, Jute oder recyceltem Material, den du so oft wie möglich benutzt.
Die Annahme: „Bio“ klingt gut und suggeriert, dass sich die Verpackung einfach in der Natur zersetzt.
Die Realität: Der Begriff „Bio-Plastik“ ist irreführend, denn er unterscheidet nicht zwischen „biobasiert“ und „biologisch abbaubar“.
Das Fazit: Bio-Plastik ist aktuell keine einfache Lösung für unser Müllproblem. Die beste Verpackung ist und bleibt: gar keine Verpackung.
Die Annahme: Kurze Transportwege bedeuten automatisch eine bessere Klimabilanz.
Die Realität: Oft stimmt das, aber nicht immer. Ein Apfel aus der Region, der monatelang in einem energieintensiven Kühlhaus gelagert wurde, kann eine schlechtere Klimabilanz haben als ein frischer Apfel, der per Schiff aus Übersee kommt. Ähnliches gilt für Tomaten, die im Winter regional in einem beheizten Gewächshaus wachsen. Der Anbau kann hier mehr Energie verbrauchen als der Transport aus einem sonnigeren Land.
Das Fazit: Die ideale Wahl ist eine Kombination: regional, saisonal und bio. Wenn du außerhalb der Saison einkaufst, lohnt sich ein genauerer Blick auf Herkunft und Anbaumethode.
Die Annahme: Solange ich meinen Müll ordentlich trenne, kann ich ohne schlechtes Gewissen konsumieren, denn alles wird ja wiederverwertet.
Die Realität: Recycling ist wichtig, aber es ist nur die drittbeste Lösung. Die Abfallhierarchie lautet: 1. Vermeiden, 2. Wiederverwenden, 3. Recyceln. Recycling kostet viel Energie, und oft findet ein „Downcycling“ statt, bei dem das Material an Qualität verliert. Ein Joghurtbecher wird selten wieder zu einem Joghurtbecher, sondern eher zu einer Parkbank. Zudem sind viele Verpackungen aus Materialmixen gar nicht oder nur sehr schwer recycelbar.
Das Fazit: Recycling entbindet uns nicht von der Verantwortung, unseren Konsum zu überdenken. Müllvermeidung ist und bleibt der wirkungsvollste Hebel.
Nachhaltigkeit ist selten eine einfache Ja-oder-Nein-Frage. Aber mit diesem Wissen bist du nun besser gerüstet, um Werbeversprechen kritisch zu hinterfragen und Entscheidungen zu treffen, die wirklich einen Unterschied machen. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, informierte Schritte in die richtige Richtung zu gehen.
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