Die Reise beginnt mit der Abholung durch die Müllabfuhr. Der LKW bringt den Inhalt tausender Biotonnen zu einer Sortieranlage. Hier wartet die erste und größte Herausforderung: Störstoffe. Normale Plastiktüten, Glas oder Metall müssen mühsam und teuer maschinell oder von Hand aussortiert werden.
Aber was ist mit kompostierbaren Bio-Plastiktüten? Leider sind sie oft Teil des Problems. In den schnellen, industriellen Prozessen verrotten sie nicht schnell genug. Sie werden von den Maschinen ebenfalls als Störstoffe erkannt und aussortiert – und landen dann meist in der Müllverbrennung. Dein gut gemeinter Biomüll in der falschen Tüte wird so wertlos für den Kreislauf.
Der saubere, sortierte Biomüll wird nun aufgeteilt. Ein Großteil, besonders nassere Speisereste, wandert in eine Biogasanlage. Hier wird der Abfall in großen Behältern luftdicht vergoren (anaerober Abbau). Dabei entsteht Biogas (Methan), das in einem Blockheizkraftwerk verbrannt wird, um grünen Strom und Wärme zu erzeugen. Das ist eine großartige Form der Energiegewinnung! Der Gärrest, der am Ende übrig bleibt, wird getrocknet und als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt.
Der andere Teil deines Biomülls, oft der strukturreichere Grün- und Gartenschnitt, landet im Kompostwerk. Hier wird er zu riesigen, langgezogenen Haufen (sogenannten Mieten) aufgeschichtet. Spezialfahrzeuge wenden diese Haufen regelmäßig, um sie zu belüften, während Sensoren die Temperatur überwachen. Durch die intensive Rotte entstehen im Inneren Temperaturen von 60-70°C, die Keime und Unkrautsamen abtöten. Nach mehreren Wochen intensiver Pflege entsteht daraus zertifizierter, nährstoffreicher Kompost, den du später im Baumarkt oder in Erdenwerken kaufen kannst.
Beide Wege klingen super, oder? Wir erzeugen Energie und hochwertige Erde. Das stimmt – für die Allgemeinheit. Aber jetzt kommt der Haken, die „halbe Miete“: Deine Nährstoffe sind weg.
Das wertvolle Kalium aus deiner Bananenschale, der Stickstoff aus deinem Kaffeesatz und das Phosphor aus den Gemüseresten sind nun in einer Biogasanlage 50 km entfernt oder in einem 40-Liter-Sack Blumenerde im Baumarkt. Wenn du jetzt deine Balkonpflanzen düngen willst, was tust du? Du fährst zum Baumarkt und kaufst flüssigen Dünger – hergestellt aus neuen Ressourcen.
Du gibst deine Nährstoffe mühsam ab, nur um sie dir an anderer Stelle teuer zurückzukaufen. Dein persönlicher Nährstoffkreislauf ist komplett unterbrochen.
Fazit: Wie du den Kreislauf selbst schließen kannst Die Biotonne ist unendlich viel besser, als Biomüll in den Restmüll zu werfen. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber sie ist ein anonymes, industrielles System, das dir deine eigenen, wertvollen Ressourcen entzieht.
Was wäre, wenn du diesen Kreislauf schließen könntest? Wenn der Dünger für deine Tomatenpflanzen direkt aus den Resten deiner Küche entstehen würde – ganz ohne lange Transportwege, ohne Sortierstress und ohne dass du etwas Neues kaufen musst?
Möchtest du lernen, wie das geht? Dann ist unser nächster Artikel genau das Richtige für dich. Abonniere unseren Newsletter und verpasse nicht den ultimativen Guide zur Kompostierung für Anfänger!